Wofür sich der Verein „Gemeinsam e.V.“ einsetzt

Ein Herz für Kinder

Mehr als 800.000 Familien in Deutschland haben ein behindertes oder chronisch krankes Kind. Durch den enorm hohen Pflegeaufwand erreichen die Eltern häufig die Belastungsgrenze, meist weniger, was Zuwendung und menschliche Wärme betrifft, oft aber finanziell. Mit dem Partner ausgehen, in Ruhe einkaufen oder Behördengänge erledigen, auch das ist für viele Familien selten mehr als ein frommer Wunsch. Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in Deutschland bei Katastrophen ist immer wieder beeindruckend, aber wir sollten nicht vergessen, dass es auch bei uns, vor unserer Haustür Menschen gibt, die der Hilfe bedürfen – insbesondere Kinder.

Daraus hat Kreispräsident Burkhard E. Tiemann für sich Konsequenzen gezogen. Zusammen mit einigen Freunden (Michael Behrens – Leiter Lebenshilfe-Werkstatt Eichenkamp, Peter Schweinberger – verstorbener Redaktionsleiter beim Pinneberger Tageblatt, Urte Steinberg – (Bürgermeisterin der Stadt Pinneberg) hat er den Verein „Gemeinsam e.V.“ gegründet, der sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Die Überparteilichkeit ist gewahrt, da von Beginn an immer Mitglieder aller im Kreistag vertretenen Parteien dem Vorstand angehörten.

Jedes Jahr absolvierte Tiemann bis 2012 einen Spendenmarsch unter dem Motto Kreispräsident „gemeinsam“ mit Bürgermeistern. Der Kreispräsident wurde dabei von jedem Bürgermeister von seinem bis zum nächsten Ort begleitet. Vorher hatte dieser in seiner Gemeinde Spenden in dem für „Gemeinsam“ typischen roten Sparschwein gesammelt, das er dem Kreispräsidenten beim Marsch überreichte. Mehr als 30 km lief Tiemann so kreuz und quer durch den Kreis, um möglichst viele Bürgermeister zum Mitmachen zu motivieren.

Seit 2014 beteiligen sich auch Unternehmen und Verbände aus dem Kreis an dem Spendenmarsch.

Manchmal opfert Tiemann mit seinen Freunden auch einen Samstag und putzt in Einkaufszentren wildfremden Menschen die Schuhe oder er macht bei Versteigerungen den Auktionator. Geistig behinderten, mehrfach schwerstbehinderten, unheilbar kranken und von Armut betroffenen Kindern im Kreis Pinneberg hat Gemeinsam so bereits mit mehreren zigtausend Euro helfen können.

„Wir versuchen, im Umfeld Verständnis zu wecken für die besonderen Probleme und Herausforderungen, vor denen Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung und ihre Familien stehen“, erklärt Tiemann. Neben dem oft schmerzhaften Prozess, eine Behinderung des eigenen Kindes zu akzeptieren, kämen noch Hilflosigkeit und manchmal auch Schuldgefühle hinzu. Außerdem zögen sich oft Freunde, Bekannte und Verwandte von der betroffenen Familie zurück, die so Isolierung erfährt, wo Beistand notwendig wäre.

Viele Menschen verhielten sich zwiespältig im Umgang mit Behinderten: Aus dem Verstand heraus hätten sie Vorstellungen von Akzeptanz, in der Konfrontation mit Behinderten signalisierten sie jedoch Unsicherheit bis Ablehnung. Eltern würden direkte oder indirekte Diskriminierung ihres Kindes in der Öffentlichkeit erleiden. Sie würden das Gefühl der Minderwertigkeit erfahren. Sie erlebten, dass Eltern gesunder Kinder diese von anderen, im besonderen Maße von geistig behinderten Kindern fernhalten.

„Wir fordern, dass alle Kinder unter normalen Bedingungen aufwachsen und bei voller Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in ihrer natürlichen Lebens- und Lernumwelt einbezogen werden.

„Jedes Kind muss die Chance haben, aus seinem Leben etwas zu machen und sich normal entwickeln zu können. Das Leben eines behinderten Menschen darf nicht vom Zufall abhängig sein“, lauten die Leitsätze von „Gemeinsam e.V.“

Ein Herz für Kinder

Pinneberg, im Juni 2018

Mehr als 800.000 Familien in Deutschland – fast 4.000 im Kreis Pinneberg – haben ein behindertes oder chronisch krankes Kind. Durch den enorm hohen Pflegeaufwand erreichen die Eltern häufig die Belastungsgrenze, finanziell, oft aber auch, was Zuwendung und menschliche Wärme betrifft. Mit dem Partner ausgehen, in Ruhe einkaufen oder Behördengänge erledigen, das ist für viele Familien selten mehr als ein frommer Wunsch. Weitere 4.000 Kinder allein im Kreis Pinneberg leben unter der Armutsgrenze. Zwar ist die Hilfs- und Spendenbereitschaft in Deutschland bei Katastrophen immer wieder beeindruckend, aber wir sollten nicht vergessen, dass es auch bei uns, vor unserer Haustür Menschen gibt, die der Hilfe bedürfen – insbesondere Kinder.

Daraus hat Kreispräsident Burkhard E. Tiemann für sich Konsequenzen gezogen. Zusammen mit einigen Freunden hat er vor 12 Jahren den Verein „Gemeinsam e.V.“ gegründet, der sich für benachteiligte Kinder einsetzt. Viele Jahre lang hat er Spendenmärsche über mehr als 30 km absolviert und Spenden für benachteiligte Kinder gesammelt. Manchmal opfert er mit seinen Freunden auch einen Samstag und putzt in Einkaufszentren gegen einen kleinen Obolus wildfremden Menschen die Schuhe, organisiert Benefizveranstaltungen oder er macht bei Versteigerungen den Auktionator.

Geistig behinderten, mehrfach schwerstbehinderten, unheilbar kranken und von Armut betroffenen Kindern im Kreis Pinneberg hat Gemeinsam e.V. so bereits mit fast 100.000 Euro helfen können. „Wir versuchen, im Umfeld Verständnis zu wecken für die besonderen Probleme und Herausforderungen, vor denen Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung und ihre Familien stehen“, erklärt Tiemann. Gemeinsam e.V. fordert, dass alle Kinder unter normalen Bedingungen aufwachsen können. „Jedes Kind muss die Chance haben, aus seinem Leben etwas zu machen und sich normal entwickeln zu können. Das Leben eines behinderten Menschen darf nicht vom Zufall abhängig sein“, so Tiemann. Auch in diesem Jahr wird wieder eine Spendenaktion gestartet, bei der jeder einen Beitrag leisten kann.

Presseerklärung des Kreispräsidenten Burkhard E. Tiemann zum Weltbehinderten-Tag

Teilhabe sei „mitmachen, mitbestimmen, mit entscheiden – im eigenen Umfeld und in der Gesellschaft“. Dies beträfe die Familie, die Wohngruppe, den Verein ebenso wie die Gemeinde aber auch die Wahrnehmung von Bürgerrechten, erklärt Kreispräsident Burkhard E. Tiemann. Das Recht auf Teilhabe sei in den Sozialgesetzen verankert. Diese bezeichneten mit „Teilhabe“ solche Rechte, auf die behinderte Menschen Anspruch hätten. Teilhabe sei, dass jeder ein Recht habe, überall mitzumachen und dass Menschen mit Behinderung von Menschen ohne Behinderung akzeptiert würden.

„Sie möchten leben wie andere auch und gemeinsam mit anderen“ , so der Kreispräsident. Ein Mensch sei nicht behindert, sondern er werde erst behindert! Die Auswirkungen einer Behinderung würden wesentlich mitgeprägt von den Möglichkeiten, die die Gesellschaft anbiete oder behinderten Menschen vorenthalte. Tiemann nennt auch ein Beispiel: Menschen mit Behinderung könnten sehr wohl Busse und Bahn nutzen, wenn diese auf Stufen verzichteten, wenn die Haltestellen angesagt würden und der Fahrplan leicht verständlich gestaltet sei. Erst durch das Fehlen dieser Hilfen entstehe der Ausschluss vieler Menschen mit einer Behinderung.

Ebenso unterschiedlich wie die Ursachen seien auch die Erscheinungsweisen geistiger Behinderung und die Auswirkungen auf das Leben der betroffenen Menschen. Besonders Kindern mit Behinderung müsse die Aufmerksamkeit und die Zuwendung der Gesellschaft gelten. „Jedes Kind muss die Chance haben, aus seinem Leben etwas zu machen und sich normal entwickeln zu können. Das Leben eines behinderten Kindes darf nicht vom Zufall abhängig sein“, so Tiemann in seinem Aufruf an die Menschen im Kreis Pinneberg.

Ergebnis Spendenmarsch 2016

Ergebnis Spendenmarsch 2016

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gemeinsame,

dummerweise ist die große Blase unter dem Fuß immer noch nicht auf, dafür ist Muskelkater kaum noch zu spüren, aber wir alle dürfen stolz und zufrieden sein. Der Spendenmarsch 2016 war ein voller Erfolg. Kreuz und quer durch den Kreis Pinneberg von der Drostei in der Kreisstadt über Umwege bis nach Barmstedt sind wir marschiert. Dort konnten wir den Spendenpokal an Herrn Freyermuth von den Stadtwerken Barmstedt überreichen, die allein eine Spendensumme von 3.327,44 gesammelt hatten.

Fünf Teilnehmer an der Spendensammel-Aktion „Für Kinder in Not“ erreichten 1.000 Euro oder mehr: HellermannTyton, der Beig-Verlag, der uns zudem als Medienpartner stark unterstützt hat, die Uetersener Nachrichten, Hansewerk und die Stadtsparkasse Wedel. Zwölf weitere Unternehmen hatten auch unsere roten Sparschweine aufgestellt, und fast alle hatten ein tolles Ergebnis erzielt. Unter dem Strich kam ein neuer Spendenrekord heraus: 13.542,71 Euro ! Damit hatten wir in unseren kühnsten Träumen nicht gerechnet – auch, weil wir beim letzten Spendenmarsch das Vorjahresergebnis nicht erreicht hatten und damals bei unter 10.000,- gelandet waren.

Wie gesagt: Ein toller Erfolg, auch weil auf Grund der guten Berichterstattung bis zum Schluss noch zahlreiche Einzelspenden eingegangen sind – auch von unseren Mitgliedern. Dafür sei herzlich gedankt. Schön, dass es Sie alle gibt, die Sie unserem Verein schon so lange die Treue halten.

Einige Mitglieder marschierten vom Start aus mit, andere stiegen später ein. Die gesamte Strecke, die diesmal „nur“ über knapp mehr als 20 km ging, schafften allerdings nur unsere Kassenwart Uwe Schwarzenberger, Erhard Ebert und meine Wenigkeit. Möglicherweise ist ein Freitag Nachmittag auch nicht der geeignete Tag für ein solches Vorhaben. Sei´s drum, wir hatten viel Spaß und wollen es auch wiederholen. Unserem Freund Helmuth Kruse, der sonst immer dabei war, wünschen wir auf diesem Wege gute Besserung.

Toll war die Bewirtung durch die Stadtwerke im Culinarium am Rantzauer See. Ein warmes und kaltes Buffet wartete auf die Teilnehmer, und ich kann mich nicht erinnern, dass ein Hefeweizen jemals so gut geschmeckt hätte wie dieses erste nach dem Marsch. Pech für Michael Behrens, der die Marschierer zurück nach Pinneberg fahren musste und deshalb auf Alkohol verzichtete.

Allen, die mitgeholfen haben, sage ich herzlich Dank. Das gilt im Übrigen auch für die GAB, die die große Zeitungsanzeige gesponsert hat und Kölln-Flocken, die die Plakate und Flyer bezahlt haben.

Jetzt gilt es, die Mittel richtig einzusetzen für benachteiligte Kinder und Jugendliche, die unserer Hilfe bedürfen. Es gibt noch so viel zu tun. Ein Teil des Erlöses wird – wie vorher versprochen – auch unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zugutekommen, und zwar sehr sinnvoll genutzt.

Nach dem Spendenmarsch ist vor dem Spendenmarsch!

Herzlichst, Ihr
Burkhard E. Tiemann
Verein „Gemeinsam e.V.
Für Kinder in Not

Selbstverständnis des Vereins „Gemeinsam e.V.“

Kreispräsident Burkhard E. Tiemann als Vorsitzender zum Selbstverständnis
des Vereins „Gemeinsam e.V.“

Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in Deutschland zum Beispiel für den Kossovo,
Afghanistan oder damals anlässlich der Tsunami-Katastrophe ist immer wieder
beeindruckend, aber wir sollten nicht vergessen, dass es auch bei uns, vor unserer
Haustür Menschen gibt, die der Hilfe bedürfen – insbesondere Kinder.
Mehr als 800.000 Familien in Deutschland haben ein behindertes oder chronisch
krankes Kind. Durch den enorm hohen Pflegeaufwand erreichen die Eltern häufig die
Belastungsgrenze, was Zuwendung und menschliche Wärme betrifft, oft aber auch
finanziell. Mit dem Partner ausgehen, in Ruhe einkaufen oder Behördengänge
erledigen; für viele Familien selten mehr als ein frommer Wunsch.
Wir versuchen, im Umfeld Verständnis zu wecken für die besonderen Probleme und
Herausforderungen, vor denen Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung
und ihre Familien stehen.

Neben dem oft schmerzhaften Prozess, eine Behinderung des eigenen Kindes zu
akzeptieren, kommen noch Hilflosigkeit und manchmal auch Schuldgefühle hinzu.
Außerdem ziehen sich oft Freunde, Bekannte und Verwandte von der betroffenen
Familie zurück, die so Isolierung erfährt, wo Beistand notwendig wäre.
Viele Menschen verhalten sich zwiespältig im Umgang mit Behinderten: Aus dem
Verstand heraus haben sie Vorstellungen von Akzeptanz, in der Konfrontation mit
Behinderten signalisieren sie jedoch Unsicherheit bis Ablehnung. Eltern erleiden
direkte oder indirekte Diskriminierung ihres Kindes in der Öffentlichkeit. Sie erfahren
das Gefühl der Minderwertigkeit. Sie erleben, dass Eltern gesunder Kinder diese von
anderen, im besonderen Maße von geistig behinderten Kindern fernhalten.
Wir fordern, dass alle Kinder unter normalen Bedingungen aufwachsen und bei voller
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in ihrer natürlichen Lebens- und Lernumwelt
einbezogen werden.

Jedes Kind muss die Chance haben, aus seinem Leben etwas zu machen und sich
normal entwickeln zu können. Das Leben eines behinderten Menschen darf nicht
vom Zufall abhängig sein.

Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Kind im Kreis Pinneberg soviel Schutz und Hilfe
erhält, wie es für sich braucht und wollen, dass jeder junge Mensch gleichberechtigt
und so selbstbestimmt wie möglich, in unserer Gesellschaft leben kann.

Grußwort 60 Jahre SoVD

Wenn der Kreispräsident zum 60-jährigen Bestehen des Sozialverbandes eingeladen wird und die Festrede halten soll, dann gebietet es schon mal die Höflichkeit, dass er sagt, sich zu freuen, hier zu sein und dass er Grüße überbringt.

Das Letztere will ich gern tun: Und zwar auch im Namen von Landrat Dr. Grimme und des ganzen Kreistages überbringe ich die besten Grüße und Glückwünsche des Kreises Pinneberg.

Das Erste, lieber Wilhelm Witt, ist aber etwas diffiziler. Ich hatte Dir schon sehr früh zugesagt und konnte natürlich nicht wissen, dass ich später noch eine tolle Einladung nach Helgoland bekommen würde.

Dennoch kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich mich trotzdem freue, heute hier zu sein.

Denn erstens ist es wirklich eine große Ehre für mich, die Festrede zu halten, und zweitens versetzt genau das mich in die Lage, Ihnen etwas vortragen zu können, worüber ich in ähnlicher Form schon öfter geredet habe und was ich schon lange einmal beim Sozialverband loswerden wollte.

Also, mach Dir keinen Kopf, Willi, Helgoland wird so schnell nicht verschwinden. Ich glaube, selbst die Lange Anna wird´s noch eine Weile machen, und was ist das alles schon im Vergleich zu diesem großartigen Jubiläum.

Ich bin Dir auch ausgesprochen dankbar, dass Du mir kein Thema vorgegeben hast und mich auch nicht gebeten hast, über ein bestimmtes Thema zu sprechen.

Es macht auch wenig Sinn, wenn ich – wie bei Festreden oft praktiziert – Ihnen etwas über Ihren Verband vortrage, was Sie sicher alle viel besser wüssten als ich.

Nein, meine sehr verehrten Damen und Herren, wer mich kennt, weiß, dass ich über eine Randgruppe unserer Gesellschaft sprechen möchte: Über benachteiligte Kinder.

Die allermeisten Kinder in Deutschland wachsen behütet auf. Sie können sich glücklich schätzen, engagierte Eltern zu haben, die alles für ihre Kinder geben und viele haben auch noch Großeltern, die helfen, wo sie können.

Für eine immer größer werdende Zahl von Kindern gilt das aber nicht mehr.

Sie haben Eltern, die mit ihnen immer weniger sprechen, die länger vor dem Fernseher sitzen, die weniger mit ihnen unternehmen, weniger Wert auf gesunde Ernährung legen, die schlicht mit ihrer Pflicht zur Fürsorge überfordert sind.

Ein Land, in dem jedes Kind behütet aufwachsen kann, kann es nur in einer Gesellschaft geben, in der sich alle angesprochen fühlen, auch dem anderen Beachtung zu schenken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht mir aus der Seele, wenn sie eine Kultur des Hinschauens für unsere Gesellschaft fordert.

Im letzten  Jahrhundert, das ein Jahrhundert des Kindes werden sollte, wurde viel für Kinder ge­tan.

Man hat sich nicht nur Gedanken über das Wesen des Kindes und seine Situation in der Ge­sellschaft gemacht. Unser Verständnis für das Kind und die ihm eigenen Probleme hat wahrscheinlich auch zugenommen.

Die Methoden der Erziehung und Betreuung konnten verbessert werden und zahlreiche Maßnahmen zum Schutz mangelhaft versorgter Kinder wurden getroffen.

Aber die Bemühungen, ein wirklich kinder­freundliches Jahrhundert zu gestalten, haben ihr Ziel nicht erreicht. Der Durchbruch zu einem neuen, effektiveren, humaneren Ver­häItnis des Erwachsenen zum Kinde ist weitge­hend unbewältigt geblieben.

Möglicherweise hat der Eine oder der Andere eine unterschiedliche Sichtweise.

Aber haben wir wirklich aufgehört, am Kinde vorbeizu­leben?

Suchen wir keine Ausflüchte vor der Ver­pflichtung ihm gegenüber?

Streben wir nicht da­nach, uns seine Betreuung so bequem wie möglich zu machen?

Sind wir nicht von der Erfüllung der Verantwortung, die wir für das Kind tragen, nach wie vor meilenweit entfernt?

Viele Erscheinungen unse­rer Zeit, die wir für Fortschritt, für Errungen­schaften der Technik und Errungenschaften des Geistes halten, haben die Welt, in der es aufwachsen muss, dem Kind entfremdet.

Ist es nicht so, dass die Bevölkerungs-explosion, die Industrialisierung, die statt-findenden weltweiten sozialen Umwälzungen, das mitunter falsche Gewicht, das wir der „Rationalisierung“ unseres Denkens beigemes­sen haben – dass all das uns verunsichert und uns auch dem Kind gegenüber in fast unlösbare Schwierigkeiten gebracht hat?

Millionen grob vernachlässigter und im Stich ge­lassener Kinder in aller Welt sind das Resultat der Unfähigkeit der Gesellschaft, in ausreichendem Maße für das körperliche, geistige und seelische Gedeihen ihrer Kinder zu sorgen.

Sowohl in den reichen als auch in den armen, in entwickelten und unterentwickelten Ländern wird viel zu oft erschreckend fahrlässig und verantwortungslos mit dem Kind umgegangen, müssen Kinder leiden, hungern und sterben, weil sich niemand um sie kümmert, werden Kindern aus Leichtsinn, Mangel an Einsicht und Mangel an Fürsorge ein Leben lang unheilbare Schäden an Leib und Seele zugefügt.

Als unmündiger, schwächster Partner einer jeden Gesellschaft kann das Kind nicht verhindern, dass es oft und immer wieder um die ihm zustehende lebens­notwendige Fürsorge geprellt wird.

Es ist wehrlos gegen diejenigen Erwachsenen, die ihre Konflikte auf seinem Rücken austragen, ohne Teilnahme an seiner Entwicklung leben und sich, ohne Rück­sicht auf das Kind, ihre eigenen Wünsche erfüllen.

Seien wir doch einmal ehrlich, ertappen wir uns da nicht manchmal selber in der Rolle, die wir doch nur allzu gern weit von uns weisen möchten?

Es liegt an uns – den Erwachsenen – einen Prozess des Umlernens in die Wege zu leiten.

Wir haben lernen müssen, dass der rück-sichtslose Umgang mit unserer Umwelt die Existenz der Menschheit gefährdet.

Ebenso müssen wir lernen, dass die Ge­sellschaft, in der wir leben, eine für ihren Fortbe­stand wichtige Funktion dadurch zu erfüllen hat, dass sie sich in verstärktem Maße dem Kinde zu­wendet und jede erdenkliche Vorsorge trifft, um einen möglichst ungestörten Ablauf seiner Ent­wicklung zu gewährleisten.

Selbstverständlich kann unsere Welt nicht nur eine Kinderwelt sein. Doch wir sollten uns dessen besinnen, dass die Gesellschaft ebenso wenig eine Erwachsenengesellschaft sein darf, denn sie ist nicht nur eine Produktions- und Konsumgemeinschaft.

Sie hat nicht nur die für Erwachsene wich­tigen Aufgaben zu erfüllen.

Sie ist darüber hinaus für jedes einzelne unserer Kinder Rückhalt und Lebenshilfe, der Schutz- und Lernraum, den wir dem Kind, das gedeihen soll, nicht entziehen und zerstören dürfen.

Die Gesellschaft braucht das Kind, denn sie wird über das Kind erneuert und der sich stets verändernden Wirklichkeit ange­passt.

Und bei weitem nicht zuletzt hängt die Qualität unseres Lebens von der Qualität der Beiträge ab, die jeder einzelne zur Betreuung, Erziehung und Wohlfahrt seiner Kinder leistet.

Meine Damen und Herren, es war mir ein Bedürfnis, Ihnen diese Gedanken mitzuteilen.

Vielleicht verstehen Sie jetzt besser meine Beweggründe, warum ich vor drei Jahren den Verein „Gemeinsam“ gegründet habe, der sich für benachteiligte Kinder im Kreis Pinneberg einsetzt.

Die Hilfs- und Spendenbereitschaft in Deutschland zum Beispiel für den Kossovo, Afghanistan oder auch anlässlich der Tsunami-Katastrophe war immer wieder beeindruckend,

aber wir sollten nicht vergessen, dass es auch bei uns, vor unserer Haustür Menschen gibt, die der Hilfe bedürfen

– insbesondere Kinder.

Mehr als 800.000 Familien in Deutschland haben ein behindertes oder chronisch krankes Kind.

Durch den enorm hohen Pflegeaufwand erreichen die Eltern häufig die Belastungs-grenze, finanziell, oft aber auch, was Zuwendung und menschliche Wärme betrifft.

Ich denke, vor diesem Hintergrund sind wir alle aufgerufen, zu fordern, dass alle Kinder unter normalen Bedingungen aufwachsen und bei voller Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in ihre natürliche Lebens- und Lernumwelt einbezogen werden.

Jeder Mensch muss die Chance haben, aus seinem Leben etwas zu machen und sich normal entwickeln zu können.

Das Leben z. B. eines behinderten Kindes darf einfach nicht vom Zufall abhängig sein.

Aber auch die Kluft zwischen arm und reich wächst immer weiter an.

Es erfordert konkrete Maßnahmen, damit unsere Gesellschaft nicht immer undurchlässiger wird. Wer arm zur Welt kommt, hat statistisch gesehen schon verloren.

Das gilt für Kinder in der ganzen Welt, aber arm sind immer mehr Kinder auch in Deutschland. Fast 15 % aller privaten Haushalte sind inzwischen von Armut betroffen und über drei Millionen Haushalte hoffnungslos überschuldet.

Darunter leiden ganz besonders die Kinder!

Mehr als 2 ½ Millionen, davon mehr als 80.000 in Schleswig-Holstein, jedes sechste Kind in Deutschland,  befindet sich in einem Teufelskreis:

Die Folgen von Armut sind mangelhafte Ernährung, fehlende Bildungs- und Aufstiegschancen und letztlich soziale Ausgrenzung.

Wer wenig verdient, kann es sich nicht leisten, seine Kinder im Sportverein anzumelden.

Wer keine Großeltern, die als zuverlässige Kinderbetreuung einspringen können und keinen Ganztagskindergarten in der Nähe hat, der hat größere Schwierigkeiten, den Alltag zu organisieren.

Und wer von solchen Problemen belastet, mit dem Familienmanagement überfordert ist, kann seinen Kindern nicht die Zuwendung geben, die sie brauchen.

Ich weiß Sie da alle ganz dicht bei mir. Aber das ist der Grund, warum wir vom Verein Gemeinsam, für den ich heute hier auch stehe, uns für benachteiligte Kinder stark machen.

Im Kreistag damals vor drei Jahren wegen der Vereinsgründung noch heftig angefeindet – es hieß, der Vorsitz in solch einem Verein wäre nicht vereinbar mit der Würde des Amtes des Kreispräsidenten,

trotz aller Widerstände waren meine Mitstreiter und ich uns nicht zu schade, zig-km-lange Spendenmärsche zu machen –

im letzten Jahr sind wir z.B. bei strömendem Regen 30 km  von Quickborn-Heide kreuz und quer durch den Kreis bis Halstenbek – gelaufen.

Sie glauben gar nicht, was für ein Gefühl es ist, völlig fertig, klatschnass, aber am Ziel zu sein, wissend, dass man über 5.000 Euro unterwegs gesammelt hat, mit denen man so viel Gutes tun kann.

Am 21. September dieses Jahres sind wir wieder unterwegs. – – –

Und wir haben öffentlich Schuhe geputzt, ich habe Fahrräder und Möbel versteigert und in Firmen gegen Honorar Vorträge gehalten und auch jede andere Gelegenheit genutzt, Gelder für Kinder zu sammeln, die am Rande unserer Gesellschaft stehen.

Insgesamt haben wir inzwischen fast 25.000 Euro zusammen bekommen und mit dem Spendenmarsch im September wollen wir die 30-Tausender-Marke knacken.

Dieses Geld kann nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein, aber damit haben wir

z.B.

einem Mädchen geholfen, das mit nur einem Bein und ohne Arme zur Welt kam . . .

Und einem Jungen, der unter extremer Lichtempfindlichkeit leidet . . .

Wir sorgen für Therapien, Kleidung, nötige Möbelstücke, Schulsachen, wo es nötig ist, und wir sorgen dafür, dass Kinder, deren Eltern es sich nicht leisten können, täglich eine warme Mahlzeit bekommen.

Mit jedem Kind, dem wir unsere Zuwendung schenken, setzen wir Hoffnungen in anderen frei – das gilt für die materielle Hilfe genau so wie für die Zuwendung im täglichen Leben.

Meine Damen und Herren,

eingangs sprach ich von Höflichkeit. Diese gebietet es, bei Ihrem Jubiläum nicht zuviel über den eigenen Verein zu sprechen, was ich sonst – im Interesse benachteiligte Kinder – oft und gerne tue.

Aber sollten Sie Kenntnis von einem Kind oder Jugendlichen haben, dessen Not oder Leiden mit Geld ein klein wenig zu lindern ist, dann sollten Sie sich nicht scheuen, sich direkt an mich zu wenden.

Kinder brauchen Zuwendung, aber Erwachsene auch!

Jeder kann dem anderen etwas Zuwendung geben. Das kostet nicht viel, macht aber das Leben im Miteinander einfacher.

Mehr als 95.000 Mitglieder hat der Sozialverband Deutschland mittlerweile in Schleswig-Holstein.

Und 4.000 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich in 15 Kreisverbänden und rund 400 Ortsverbänden um die Mitglieder im unermüdlichen Einsatz für eine gerechte und solidarische Gesellschaft.

Gut tun – tut gut! Das ist der Leitsatz des Sozialverbands Deutschland, und den füllen Sie mit Leben.

Sie kümmern sich um die Nöte der Menschen und stehen ihnen vor Ort mit Rat und Tat zur Seite.

Sie bemühen sich, die Ursachen von Benachteiligung und Ungleichheit zu bekämpfen, Sie machen auf soziale Missstände aufmerksam und sind Ansprech-partner und Anwalt für alle Sozialversicherten, Rentner, Behinderte und chronisch Kranke, Pflegebedürftige und Sozialhilfeempfänger.

Natürlich können Sie nicht jede soziale Ungerechtigkeit beseitigen.

Aber Albert Schweitzer hat einmal gesagt: Das Wenige, das du tun kannst, ist viel.

Sie leisten einen unglaublich wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft – einen Beitrag, der in der Gesellschaft immer noch viel zu wenig Beachtung findet.

Unsere Gesellschaft braucht Sie – die engagierte Arbeit des Sozialverbandes, denn durch Ihre Arbeit geben Sie den Menschen in sozialen Fragen Orientierung, sich in den Wirrnissen des Sozialrechts zurecht zu finden und die Menschen erfahren dabei ein Stück gelebte Solidarität – Solidarität, die unsere Gesellschaft gerade in der heutigen Zeit nötiger denn je braucht.

Sie alle leisten einen Dienst am Menschen, der oft weit über das zu erwartende Maß hinausgeht. Sie alle geben uns ein Stück mehr Lebensqualität und Sicherheit!

Allen, die sich dafür engagieren, möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich Dank sagen, Es ist ein gutes und beruhigendes Gefühl, zu wissen, dass man sich im Notfall auf Sie verlassen kann.

Gestatten Sie mir zum Schluss noch ein Zitat:

Voltaire hat einmal behauptet: „Die Gelegenheit, Unheil anzurichten, bietet sich hundertmal am Tag – Gutes zu tun, nur einmal im Jahr.

Lieber Wilhelm Witt, der Sozialverband Deutschland, Kreisverband Pinneberg beweist nun schon seit 60 Jahren das Gegenteil.

Ich danke allen für ihr großes Engagement, beglückwünsche Sie zum 60-jährigen Bestehen und wünsche nun einen guten Verlauf Ihrer Jubiläumsfeierlichkeiten.

Herzlichen Dank für Ihre Geduld und dass Sie mir zugehört haben.

Kreispräsident Burkhard E. Tiemann

Rede anlässlich der Gründungsversammlung des Vereins „Gemeinsam e.V.“ am 18.01.2005 im Kreistagssaal des Kreishauses in Pinneberg

„Die Stärke des Menschen erkennt man daran, wie er mit den Schwächsten einer Gemeinschaft umgeht.“

Auf diesen Satz habe ich  oft  in Grußworten und Reden hingewiesen. Ich möchte Verständnis wecken für die besonderen Probleme und Herausforderungen, vor denen Behinderte und ihre Familien stehen. Das ist der Grund, warum ich mich entschlossen habe, diesen Verein zu gründen.

Ich weiß, dass viele Menschen bereit sind, ihre Herzen zu öffnen, wenn sie auf konkrete Hilfsangebote aufmerksam gemacht werden. Die Katastrophe in Südost-Asien hat das gezeigt. Die Solidarität, die seit Weihnachten den Menschen in Indonesien, Sri Lanka oder Indien entgegengebracht wird, zeigt, wie groß auch in Zeiten, in denen man glaubt, purer Egoismus beherrsche unsere Ellenbogengesellschaft, das Mitgefühl ist, wie groß der Wille ist, anderen zu helfen. Auf Mitmenschlichkeit und Hilfsbereitschaft ist Verlass. Aber genau so, wie wir nicht vergessen dürfen, dass es auch in anderen Teilen der Welt Not, Hunger und Vertreibung gibt, dürfen wir auch nicht vergessen, dass es auch bei uns viel Not gibt. Viele sind sich dessen nicht bewusst, dass es hier bei uns in Deutschland Tausende von Kindern gibt, die keine feste Bleibe haben. Das Jahr hätte mit der Flutkatastrophe nicht schlechter enden können, aber auch nicht besser beginnen können, als mit dieser Welle des Mitgefühls. Auf dieser Welle sollten wir uns tragen lassen. Ich bin sicher, wir werden die Menschen hier im Kreis erreichen, wenn sie erkennen, dass das persönlich erbrachte Opfer sinnvolle Verwendung findet. Dafür möchte ich stehen. Dafür möchte ich meine ganze Kraft einsetzen.

Ich möchte mich dafür einsetzen, dass jeder junge Mensch mit einem Handicap, insbesondere Kinder mit geistiger Behinderung so viel Schutz und Hilfe wie möglich erhalten und dass jedes Kind mit Behinderung gleichberechtigt und so selbstbestimmt wie möglich in unserer Gesellschaft leben kann.

Wenn wir dazu beitragen, haben wir die Zeit, die wir dafür einsetzen, gut investiert. Als Kreispräsident bin ich gern bereit, den Vorsitz zu übernehmen. Und ich möchte Sie bitten, die von mir vorgeschlagenen Personen möglichst mit breiter Mehrheit zu wählen.